Reproduktionskamera
Traditionell wurden Farbauszüge in Zeiten ohne Computertechnik mithilfe der Reproduktionskamera hergestellt. Dafür wurden im Originalhalter die Auflicht- oder Durchlichtvorlagen eingespannt und mit starkem weißen Licht be- bzw. durchleuchtet. Je nach Farbauszug wurde dann ein jeweiliger Farbfilter in Rot, Grün oder Blau vor das Objektiv gesetzt. Das ab- oder durchstrahlende Licht der Vorlage konnte so durch den Farbfilter separiert werden und belichtete einen lichtempfindlichen Film, der in einer Filmhalterung eingespannt war.
Für jeden Farbauszug erfolgte die Auswechslung des Farbfilters und das Einspannen eines neuen Films. Damit der Film nicht schon durch das Tageslicht geschwärzt wurde, war der Raum zwischen Objektiv und Film durch den so genannten Kamera-Balgen vor äußerer Lichteinstrahlung geschützt und das Einspannen des Films musste in einem Dunkelraum erfolgen. Ein scharfes Bild in verschiedenen Abbildungsmaßstäben erhielt man durch die Verschiebung des Objektivs längs der Führungsschiene.
Farbauszug Cyan
Bei der Digitalisierung haben wir uns schon angeschaut, was passiert, wenn das abstrahlende Licht der Bildvorlage durch einen farbigen Filter strahlt. Für die Farbseparation müssen wir uns nun noch merken, dass die Farbe des Farbfilters nicht beliebig ist. In der Lektion 1 des ersten Kapitels wurden die Komplementärfarben vorgestellt, die sich im Farbkreis gegenüberliegen. Zur Erinnerung, Komplementärfarben sind:
Rot – Cyan
Grün – Magenta
Blau – Yellow
Wollen wir einen Cyan-Farbauszug herstellen, wird ein roter Farbfilter benötigt. Die Frage des Warum ist etwas kompliziert zu beantworten: In einem ersten Arbeitsschritt müssen wir zunächst alle Farbanteile separieren, die nicht Cyan darstellen. Da Cyan additiv aus Grün und Blau besteht, repräsentieren nur die Rotanteile das, was nicht Cyan darstellt. Durch das Separieren der roten Lichtanteile mithilfe des roten Farbfilters gelingt es also, alle Lichtanteile abzuspalten, die nicht für die Darstellung von Cyan-Bildpunkten benötigt werden.
Werden die roten Lichtanteile durch den Rotfilter getrennt, schwärzt sich der hinter dem Filter eingespannte Film in der Repro-Kamera an den Bildpunkten, die Rot repräsentieren. Er wird deshalb Negativfilm genannt. Wird dieser Negativfilm nun umkopiert, werden aus den belichteten Bildstellen unbelichtete und aus den nicht belichteten Stellen schwarze. Der Prozess des Umkopierens erfolgt in einem "Kontaktkopiergerät" und das Ergebnis ist ein Positivfilm. Auf dem Positivfilm sind durch diesen kleinen Trick also nun doch alle Bildstellen geschwärzt, die später mit der Druckfarbe Cyan gedruckt werden.
Anschließend wird mithilfe des positiven Cyan-Farbauszugs eine Positiv-Druckplatte belichtet, die an den belichteten Bildstellen ihre Oberflächeneigenschaften ändert. Beim Offset-Druck z.B. wird der belichtete Teil der Plattenschicht wasseranziehend (hydrophil) und somit farbabweisend (oleophob). Die unbelichteten Bildstellen sind von Anfang an wasserabstoßend (hydrophob) und dafür farbanziehend (oleophil). Nach dem Einfärben der Druckplatte werden so letztlich nur die Cyan-Bildpunkte gedruckt. Wie genau dies passiert, werden wir im Unterricht eingehend behandeln.
Ein Hinweis sei noch hintenan gestellt. Wird statt einer Positiv-Druckplatte eine Negativ-Druckplatte eingesetzt, kann der Umkopierprozess komplett eingespart werden. Denn belichten wir eine Negativ-Druckplatte mithilfe des Negativ-Farbauszugs, wird die Plattenoberfläche an den belichteten Stellen so verändert, dass sie farbanziehend und damit wasserabweisend werden. Die unbelichteten Stellen waren dafür von vornherein wasseranziehend und farbabweisend. Das Ergebnis ist somit gleich, nur der Weg ist kürzer.